Meldung

Abschlusstagung im Rahmen des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Modellprojektes „HeLB – Helfen. Lotsen. Beraten.“

Blended Counseling in der Schwangerschaftsberatung von donum vitae

Nach drei Jahren Projektphase präsentierte der donum vitae Bundesverband gestern in Berlin die Ergebnisse seines Modellprojektes HeLB – Helfen. Lotsen. Beraten. im Rahmen der Fachtagung „Blended Counseling – Beratung, die ankommt!“. Alle Vorträge wurden für online zugeschaltete Teilnehmer*innen gestreamt. HeLB ist ein Modellprojekt zur Erprobung multipler Beratungszugänge für schwer erreichbare Zielgruppen in der Schwangerschaftsberatung mit Schwerpunkt im ländlichen Raum und wurde über drei Jahre durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Nach Start des Projektes im Mai 2019 wurde die große Bedeutung digitaler Formate in der Schwangerschaftsberatung mit Beginn der Pandemie bereits im ersten Projektjahr sehr deutlich – die Kontaktbeschränkungen und Schutzmaßnahmen hatten auch große Auswirkungen auf die Beratungsangebote. Da sie dank HeLB bereits bestens auf die Anforderungen neuer Beratungszugänge vorbereitet waren und hierfür auch digitale Formate nutzten, waren die am Projekt beteiligten Beratungsstellen nahtlos weiterhin erreichbar – mit gleicher Qualität. Die Herausforderungen waren dennoch groß.

Zukunft der Beratung – Beratung der Zukunft
Im Mittelpunkt der Tagung mit rund 160 Teilnehmer*innen standen die digitalen Beratungsformate und die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse zum Blended Counseling – einer Auswahlmöglichkeit an unterschiedlichen Beratungsformaten – sowie der Blick auf die unterschiedlichen Zielgruppen in Verbindung mit den Beratungsformaten, angepasst an die jeweiligen Bedarfe und die besonderen Anforderungen im ländlichen Raum. HeLB-Beraterinnen diskutierten nach einem fachlichen Input wesentliche Rahmenbedingungen, Herausforderungen und auch Stolpersteine von Blended Counseling. Anhand von Fallbeispielen zeigten die Beraterinnen konkrete Formatwechsel, erörterten Erkenntnisse zu einzelnen Zielgruppen und beschrieben im Austausch die fachlichen und qualitativen Voraussetzungen für die einzelnen Beratungsformate.

Das Modellprojekt wurde vom Institut für E-Beratung der Technischen Hochschule Nürnberg wissenschaftlich begleitet. Prof. Dr. Robert Lehmann und Marion Bradl knüpften in ihrem Vortrag an die Praxisdiskussion an und stellten anhand von grundlegenden Zahlen und Grafiken zu Zielgruppen und Formaten sowie der evaluierten einzelnen Schritte die wesentlichen Ergebnisse des Modellprojektes dar. Fazit: „Die dreijährige Entwicklungs- und Beratungsarbeit der HeLB-Beraterinnen belegt, dass mit Blended Counseling und seinen kombinierbaren digitalen Beratungsformaten viele Barrieren für eine Beratung abgebaut und schwer erreichbare Zielgruppen der Schwangerschaftsberatung gezielt angesprochen werden können. Wichtig für eine erfolgreiche Anwendung von Blended Counseling im Kontext der Beratung schwer erreichbarer Zielgruppen sind geschultes Wissen über und eine Sensibilität für die Bedarfe der Zielgruppen, eine Sicherheit im Umgang mit der Technik und den datenschutzrechtlichen Aspekten sowie ein bewusster Umgang mit dem Einsatz der jeweiligen Formate.“

Der Medizinstrafrechtler Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Kubiciel von der Universität Augsburg referierte zu den rechtlichen Anforderungen an digitale Formate in der Schwangerschafts(konflikt)beratung. Dabei betonte er, dass das geltende Recht zwischen einer (allgemeinen) Schwangerschaftsberatung
und der Schwangerschaftskonfliktberatung unterscheide. Es sei sicherzustellen, dass der Anspruch auf Schwangerschaftsberatung auch dann erfüllt werden kann, wenn wegen individueller Umstände die Durchführung einer Präsenzberatung nicht möglich sei. Da für die Konfliktberatung strenge verfassungs- und beratungsrechtliche Anforderungen gelten, könnten hierfür nur Formate eingesetzt werden, die einen persönlichen Austausch und die methodengerechte individuelle Erörterung konkreter Konfliktsituationen ermöglichen und Datenschutz und Schweigepflicht sicherstellten.

Hendrik Epe fokussierte in seinem Vortrag die Herausforderungen der digitalen Transformation nach zwei Jahren Pandemie, bezogen auf die besonderen Anforderungen sozialer Dienstleistungen. Dabei verdeutlichte er, dass eine Kultur sozialer Digitalität weit mehr sei als die Nutzung von Technologie. Vielmehr müsse es jetzt und in Zukunft darum gehen, dass sich soziale Organisationen ihrer Verantwortung zur Gestaltung einer Gesellschaft der Zukunft bewusst würden und damit eine digitale Haltung einnähmen, die sehr wohl analog gelebt werden könne.

Auf vielen Wegen und mit verschiedenen Mitteln ratsuchende Frauen passgenau unterstützen
Ein Highlight vor Ort waren die sehr kreativ gestalteten Themeninseln: Hier präsentierten die HeLB-Beraterinnen ihre Erfahrungen zu den verschiedenen Projektthemen, Zielgruppen und Beratungsformaten: Dolmetschen, Netzwerke, Zielgruppen und ländlicher Raum, Erklärfilme, digitale Beratung, schriftbasierte Onlineberatung, Blended Counseling, Kompetenzen der Beratung, Online-Gruppenangebote und Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung. Kurze Filmclips, die auch auf der Homepage des Bundesverbandes hinterlegt sind, ergänzten die Darstellung. Die Tagung schloss mit einem Blick in die Zukunft: Wie kann die (Schwangerschafts-)Beratung der Zukunft unter dem Vorzeichen der Digitalisierung gestaltet werden?

„Wir sind sehr stolz auf den Erfolg von HeLB und die weitreichenden Veränderungen, die wir damit vor Ort in unseren Beratungsstellen anstoßen konnten“, betonte Dr. Olaf Tyllack, der Bundesvorsitzende von donum vitae. Seine Vorstandkollegin Ursula Monheim ergänzte zum Abschluss der Tagung: „Mit dem Modellprojekt sind wir in eine neue Zeit gestartet. Uns stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung, um Ratsuchende zu erreichen und um Beratung kreativ zu gestalten.“

Weitere Informationen
Ziel im Modellprojekt „HeLB – Helfen. Lotsen. Beraten.“ war es, den aus unterschiedlichen Gründen schwer erreichbaren Menschen einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zu Angeboten der Schwangerschaftsberatung zu ermöglichen. Schwerpunkt des Projektes sollte der ländliche Raum sein. An insgesamt 41 Modellberatungsstellen hat donum vitae im Verlauf des Projektes unterschiedliche Zugangswege wie aufsuchende, mobile und digitale Formate erprobt und weiterentwickelt. Alle digitalen Angebote erfolgten unter Beachtung der Datenschutz- und Schweigepflichtvorgaben. Das durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Modellprojekt hatte eine Laufzeit von drei Jahren und wurde durch das E-Institut der Technischen Hochschule Nürnberg wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Weitere Informationen zur Abschlusstagung:
Link zur Fachtagung

Weitere Informationen zum Modellprojekt HeLB:
Link zur Projektseite

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